Vom Porsche Consulting-Manager zu Erneuerbaren Energien: Dr. Ostgathe stellt sich vor
FIN-Redaktion: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für unser Interview nehmen, Herr Dr. Ostgathe. Stellen Sie sich unseren Lesern gern mit einigen Worten zu Ihrer beruflichen Vita und Ihren Aufgaben bei Consilium vor.
Dr. Martin Ostgathe: Als Geschäftsführer der Consilium Project Finance GmbH und weiterer Consilium-Gesellschaften fällt mir insbesondere die Verantwortung für strategische Unternehmensentscheidungen und deren Umsetzung zu. Bevor ich bei Consilium meine Aufgaben übernommen habe, war ich 6 Jahre als Leiter Produktion bei der INDEX-Werke GmbH & Co. KG und davor 6 Jahre als Berater bei der Porsche Consulting GmbH tätig, zuletzt als Senior Manager. Mein Rüstzeug ist ein Maschinenbaustudium an der Universität Karlsruhe (TH) mit anschließender Promotion zum Dr.-Ing. an der Technischen Universität München (TUM).
Fokus auf Energiewende als unternehmerischer Anreiz
FIN-Redaktion: Ganz kurz: Wie ist es Consilium gelungen, Sie für die Geschäftsführung und das Thema “Erneuerbare Energien” zu gewinnen?
Dr. Martin Ostgathe: Was mich an Consilium sofort überzeugt hat, waren die starke Positionierung und der klare Fokus auf einen Sektor, der nicht nur wirtschaftlich hochrelevant ist, sondern auch eine immense gesellschaftliche Bedeutung hat: die Energiewende. Die Gruppe betrachtet die erneuerbaren Energien nicht als Trendthema, sondern als Kern einer langfristigen Wertschöpfungsstrategie. Die Kombination aus dem unternehmerischen Ziel, Consilium in die nächste Wachstumsphase zu führen, und dem sinnstiftenden Zweck des Sektors war die perfekte Synergie und somit der entscheidende Anreiz für meine Entscheidung.
Struktur und Aufgabenteilung der Consilium Gruppe: Werthaltige Assets und Dienstleistung
FIN-Redaktion: Die Anleihe-Emittentin Consilium Project Finance GmbH ist als Tochter der Consilium Finanzmanagement AG noch relativ jung. Die Historie der Gruppe reicht jedoch bis ins Jahr 2008 zurück, seit 2011 ist sie im Bereich der Erneuerbaren Energien aktiv. Erzählen Sie uns etwas mehr zur Struktur der Gruppe und den jeweiligen Aufgaben der unterschiedlichen Gesellschaften.
Dr. Martin Ostgathe: Richtig, die Consilium Gruppe entwickelt seit 2011 Photovoltaikanlagen – seit jüngster Zeit auch unter Einbeziehung von Energiespeichern. Das „Solarenergie-Geschäft“ wird von der gesamten Gruppe abgebildet.
- Die Consilium Project Finance GmbH verantwortet die Projektentwicklung. Das beginnt schon bei der Flächenidentifizierung, geht über die Finanzierung bis zur Entwicklung der Flächen bis zur Baureife.
- Die Consilium Green Energy GmbH plant die zu errichtenden Solarkraftwerke und sorgt für die Umsetzung. Sie übernimmt das gesamte Projektmanagement.
- Die Consilium Solar Services GmbH kümmert sich um das technische Asset Management, sprich, sie überwacht und stellt die Anlageperformance sicher und optimiert bei Bedarf.
- In der Consilium Finanzmanagement AG übernehmen wir die gesamte kaufmännische Verwaltung der betreuten PV-Anlagen.
Die Rolle der Emittentin als operative Entwicklungsplattform
Für die Anleihegläubiger ist die Emittentin Consilium Project Finance GmbH mit ihrer 100-prozentigen Tochtergesellschaft, Consilium Project GmbH, in der auch die Projektrechte gebündelt sind, relevant. Die Emittentin ist also kein reines Finanzierungsvehikel, sondern vor allem die operative Entwicklungsplattform. In ihr werden neue Solarprojekte in eigenständigen Projektgesellschaften direkt gehalten und so von Anfang an werthaltig bilanziert.
Dadurch entsteht eine klare Trennung zwischen den Dienstleistungen, die von den verschiedenen Gesellschaften innerhalb der Gruppe verantwortet werden, und den werthaltigen Assets, die in den Projektgesellschaften klar der Anleihe-Emittentin zugeordnet sind. Durch diese klare Struktur erhalten Investoren und Finanzierungspartner ein Maximalmaß an Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Planbarkeit.
Zusammengefasst: Anleger investieren über die Anleihe in die zentrale operative Einheit, bei der die werthaltigen Assets tatsächlich entstehen. Dort wird die wirtschaftliche Substanz gebildet, aus der Zinsen und Rückzahlungen bedient werden können.
Verwendung der Anleihe-Mittel und Geschäftsentwicklung
FIN-Redaktion: Werfen wir einen Blick auf Ihre Erwartungen zur Geschäftsentwicklung, die auch mit den Anleihe-Geldern finanziert werden soll. Was sind die Planungsgrundlagen?
Dr. Martin Ostgathe: Zusammengefasst: Der ungebrochene Bedarf, ein belastbar funktionierender Consilium-Vertriebsweg und Fundamentaldaten aus 14 Jahren Consilium-Praxiserfahrung lassen eine solide Kapital- und Liquiditätsplanung zu.
Fundamentaldaten aus 14 Jahren Markterfahrung
Im Detail: Consilium ist bereits seit 2011 erfolgreich am Markt aktiv. Was uns in all dieser Zeit immer ein planbares Geschäft ermöglicht hat, ist der direkte Weg zum Kunden über unser etabliertes Vertriebspartner-Netzwerk. Consilium ist ja vor 14 Jahren überhaupt erst zu diesem Geschäftsbereich gekommen, weil der Bedarf bei den Kunden unserer Vertriebspartner nicht mit dem vorhandenen Angebot zu decken war. Im Laufe der Jahre ist so eine hochspezialisierte Unternehmensstruktur für die Projektentwicklung, den Bau sowie das kaufmännische und technische Asset Management von Photovoltaikanlagen entstanden.
Investition in die PV-Pipeline zur Bedarfsdeckung
Seither ist es unsere Aufgabe, die konstant hohe Nachfrage unserer Partner nach neuen, wirtschaftlichen Solaranlagen für ihre Kunden zu bedienen. Unsere Herausforderung ist also grundsätzlich nicht der Absatz, sondern die Bedarfsbefriedigung. Mit unserer Anleihe werden wir in die Entwicklung und den Bau unserer bestehenden eigenen PV-Pipelineprojekte mit und ohne Batteriespeicher investieren, wobei wir die ersten Baugenehmigungen bereits im 2. Halbjahr 2026 erwarten. Unternehmerisch ist sie für uns ein neuer attraktiver Finanzierungsbaustein, der uns das erforderliche Maß an finanzieller Flexibilität und Handlungsschnelligkeit verschafft.
Wirtschaftliche Planung für Anleger
FIN-Redaktion: Lassen Sie uns näher darauf eingehen, wie Sie wirtschaftlich planen, um die emittierte Anleihe für Consilium und Anleger auf ein belastbares Fundament zu stellen.
Dr. Martin Ostgathe: Für die Zinszahlungen bilden wir initial eine Liquiditätsreserve in Höhe von 10 % des Nettoemissionserlöses aus dem Consilium Solar Bond. Ähnlich haben wir das bei unseren früheren Bankfinanzierungen kalkuliert. Die langfristige Liquiditätsquelle ist dann der kontinuierliche Cashflow, der durch den gewinnbringenden Verkauf unserer selbst entwickelten und gebauten PV-Projekte generiert wird. Schon aus Eigenschutz stellt unser Geschäftsplan sicher, dass die operativen Erträge die Zinsverpflichtungen jederzeit nachhaltig decken.
Rückzahlungsstrategie durch Verkaufserlöse
Die Rückzahlung am Laufzeitende soll dann vorrangig aus den kumulierten Verkaufserlösen erfolgen. Mit den Anleihemitteln soll die Umsetzung unserer Pipelineprojekte deutlich beschleunigt werden, um die anhaltend hohe Nachfrage nach PV-Einzelanlagen von unseren Vertriebspartnern noch besser bedienen zu können. Die realisierten Verkaufspreise haben die reinen Bau- und Entwicklungskosten bisher immer deutlich überstiegen. Das soll selbstverständlich auch in Zukunft so bleiben.
FIN-Redaktion: Herr Dr. Ostgathe, vielen Dank für das Gespräch.
Tipp: Lesen Sie auch den zweiten Teil unseres Interviews mit Dr. Ostgathe, über den Einsatz von Speichertechnologie bei Solaranlagen, wer die Käufer ihrer Solaranlagen sind und was die Zinswende für das Unternehmen verändert hat.
